Hallo, Leben.
Wenn wir uns über das Wetter ärgern, kann das Wetter nichts dafür. Wenn wir uns über den beim Hämmern krumm gehauenen Nagel ärgern, kann der Nagel nichts dafür. So was kommt vor. Hallo, Leben. Wer mit dem Leben hadert, macht sich etwas vor, nämlich dass nichts schiefgehen darf und er die Dinge da draußen unter Kontrolle hat. Aber die Dinge da draußen laufen einfach nicht immer so, wie wir wollen. Weil wir auf dies und das einen gewissen Einfluss haben, bilden wir uns ein, wir hätten die Dinge in der Hand. Das nennt man Anhaftung.
Vieles würde sich für uns im Leben leichter gestalten, vieles käme auf seinen richtigen Platz, wenn wir uns öfter die ganze Flüchtigkeit unseres Lebens eindring-lich vorstellen, die volle Möglichkeit, dass der Tod jederzeit, schon heute, eintreten könne. Dann würden wir uns selbst vielen Kummer und viele Nichtigkeiten, die uns in Anspruch nehmen, ersparen, hätten mehr Raum für die wichtigsten Dinge, und es würde uns drüben leichter und heller sein.
Wo immer ein Mensch ist, bietet sich eine Gelegenheit, freundlich zu sein.
Höflichkeit ist befreiend. Sie befreit uns von der Sklaverei der Beschäftigung mit uns selbst (bzw. der mit dem smartphone), unseren Launen und Stimmungen.
Wenn uns ein Mensch unangenehm begegnet, dann wird der Kenner des Karmagesetzes sich sagen: »Diese unangenehme Begegnung ist die Folge meines Tuns, auch dann, wenn dieser Mensch mir in diesem Leben zum ersten Mal begegnet. Jetzt aber, bei dieser Begegnung, habe ich die Möglichkeit, mit meinem jetzigen Verhalten diese unliebsame einst geschaffenen Situation zu entspannen und aufzuhellen.« So lasse ich mein Handeln nicht von dem an mich Herangetretenen bestimmen (»wie du mir so ich dir«), sondern ich richte mein Handeln auf die zukünftige Begegnungen hin, denn ich weiß, dass mein jeweiliges Handeln die Saat ist und alles, was an mich herantritt, immer die Ernte ist. Das muss ich mir immer wieder vor Augen halten. Denn jede Situation lässt eine umgekehrte Reihenfolge erscheinen, als sie wirklich ist. Zwar tritt zuerst etwas an uns heran, und dann handeln wir daraufhin, aber das an uns Herantretende ist ja bereits die Rückkehr unserer früheren Tat, ist also Ernte, und alles, was von uns ausgeht, ist Saat, ist also das Erste.
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