Leben in Freiheit

8 Mär 2020

Ich muss alles loslassen, damit ich in der Gegenwart präsent sein kann. Loslassen, um in die Präsenz zu kommen. Die Gegenwart. Den Augenblick leben. Keine Wertung, nichts. Nicht trennen, nicht unterscheiden!

Die Gesetzte des Handelns durch Nichthandeln, durch Geschehen lassen, entziehen sich jeder intellektueller Interpretation. Man kann sie in ihrem vollen Umfang nicht verstehen. Aber man kann sie sehr wohl nachleben.

Ein Leben, ohne bestimmte Absicht zu leben, ohne das Ziel, etwas zu werden oder etwas erreichen zu wollen ist: motivlos. Die Weisen des Tao haben für diese unbefangene Art, ihre Tage zu verbringen, ein sehr zartes Gleichnis gefunden: »Einen See, über dessen glatter Wasserfläche ein Kranich fliegt. Der Kranich spiegelt sich im See, aber weder der Kranich noch der See rufen diese Spiegelung absichtlich hervor.« So federleicht soll im Idealzustand unser Leben aussehen.

Absichtslos, gelassen, loslassen, lösen von allen Bindungen materieller und ideeller Art. Sobald wir davon innerlich frei sind, wird unser Leben vollkommen sorglos verlaufen. 

Freiheit von aller inneren Gebundenheit und Leben in der Gegenwart. Mehr ist nicht notwendig – aber mit weniger geht es auch nicht.

Es geht um nichts anderes als, vom Ego befreit, in völligem Loslassen aller Dinge, dem Wirken der Wirklichkeit Raum zu geben, sich der wahren Wirklichkeit zuzuwenden. Es ist nicht: »nichts Tun« – es ist: »Nicht-Tun«. Es ist die innere Freiheit des nicht Entscheidens. Das Loslassen, geschehen lassen.