Yogablog

Wünsche Denken vs. absolute Realität

4 Nov 2019

Allen Lehren des positiven Denkens gemeinsam ist die Erkenntnis, dass das Denken alleine keine Wirkung erzielt. Die Methoden des positiven Denkens beziehen sich in erster Linie darauf, alles Negativ verneinende in der Wirklichkeit des Alltags zu sehen. Den Blick nicht auf das Problem gerichtet, sondern ganz intensiv auf die Lösung – auf das Problem in seinem gelösten Zustand, möglichst bildhaft, anschaulich und in der Gegenwartsform formuliert; also in der Vorstellung den angestrebten Zustand als erreicht anzusehen. Wer sich z.B. Glück wünscht, nicht denken: »Ich werde Glück haben.« Sondern: »Ich habe Glück.« – oder: »Ich bin glücklich.«

Klar ist jedoch, dass der Verstand keinen Zugang zu dieser Dimension hat. Das Ablehnen jeglichen Zweifels spielt eine große Rolle für das Gelingen des Spiels mit Wunschgedanken und der Beeinflussung des Schicksals mittels dieser Methode. Wobei das dann die gravierende Schwäche dieser Methode ist. Es funktioniert wenn sich jemand genügend anstrengt.

Die Kraft aus der wir die Änderung unserer Lebensumstände erhoffen – und auch bekommen, ist eine Dimension, die jedem Menschen innewohnt.

Aber: Die Methode des positiven Denkens setzt die Flucht vor der Realität fort. Sie zwingt dem Praktizierenden das Abwenden von der Realität förmlich auf. Mit Denken wird das Ego aufgewertet und gestärkt, da Ich und Ego ein reines Produkt von Denken und Gedanken sind. Damit entferne ich mich noch mehr von der Ganzheit der Wahrnehmung des Lebens. Probleme verdrängt, ignoriert oder gedanklich umgewandelt, korrigieren die subjektive Realität und ich entferne mich von der absoluten Realität.

Jeder muss den Schritt zu sich selbst alleine tun. Probleme beschauen, wahrnehmen, beobachten, möglichst neutral, ohne eine Deutung hinein zu interpretieren und loszulassen, nicht um es zu vergessen, sondern um einen gedanklichen Abstand zu gewinnen und aber genau dadurch dann wieder eine maximale geistige Nähe zu erzielen ohne zu verkrampfen – und genau jetzt kommt die Intuition mit ins Spiel. Es ist eine Macht, die weit über der Zeit steht, dem Intellekt nicht zugänglich. – Und wir brauchen nichts weiter tun als uns an ihr vertrauensvoll zu orientieren. Je öfter wir in der Gegenwart verweilen und der Intuition vertrauen, umso größer wird unser Vertrauen in die Intuition. Das ist die Essenz der Lebenskunst, die naturgegebene Gabe in uns arbeiten zu lassen.

Das Leben an sich

3 Okt 2019

Du sagtest dir selbst, dass du die Entscheidungen des Schicksals gutheißen solltest. Aber du verlorst dein Gleichgewicht, als du entdecktest, was dies von Dir forderte: da sahst du, wie fest du noch verbunden warst mit der Welt, die dich formt, aber die dich verleugnet. Bleibe im Zentrum, in deinem eigenen und dem der menschlichen Reaktionen. Handle für das Ziel, dem dein Leben gilt, mit aller Kraft, die Dir in jedem Augenblick zu Gebote steht. Handle ohne Gedanken an die Folgen und ohne in irgendeiner Weise dich selbst zu suchen.

Wenn wir uns ständig Sorgen machen, was als nächstes kommt, verpassen wir die Chance, auf alles zu reagieren, was um uns herum geschieht. Es wird uns nie gelingen die Zukunft zu erreichen; wenn wir dort ankommen, wird sie zur Gegenwart. Daher können wir das Leben entweder genießen während es stattfindet, oder wir können uns ständig darauf vorbereiten, es zu genießen. – Und wer entscheidet das? Doch nur du.

In Südamerika ist mañana [morgen] ein sehr beliebtes Wort dafür, dass egal was ist, es morgen gemacht wird ... und haben wir dann den nächsten Tag ist es wieder mañana. So schaffen es viele, sehr viele, dass sich nie etwas ändert, weil immer alles auf morgen verschoben wird – es sei denn es ist so etwas wie ein catastrophic break eine Unterbrechung des gewohnten Ganges mit einer zwangsweisen, katastrophalen Veränderung. Es bist immer nur du der etwas verändern kann und das aber zu jeder Zeit – und das geht nicht gestern oder morgen sondern nur jetzt genau in diesem Moment. Alles Andere ist schon vorbei oder sind »nur« gute Vorsätze für die Zukunft oder man kann es auch Phantasien nennen.

Jeder Traum ist wie eine mögliche Wirklichkeit, die nur darauf wartet, dass sie stattfinden darf.
Alles kann unsere Realität sein – sobald wir unseren Geist dafür öffnen. Deine Realität ist genau jetzt.

Ich und Ego

2 Sep 2019

Wir versäumen die Gegenwart, weil sich unsere Gedanken pausenlos mit der Vergangenheit beschäftigen.

Gedanken sind aufgrund ihrer Beschaffenheit immer Vergangenheit. Gedanken sind Materie, als Produkt des Gehirns, das ebenfalls Materie ist.

Unser Ich, unser Ego ist ein Gebilde, das vom Denken gebildet wird und einzig aus Gedanken existiert. Als Erzeugnis des Gehirns, ist es gleichfalls Materie und Vergangenheit. Das Ich kann niemals im Moment der Gegenwart existieren, weil die Gegenwart niemals von Gedanken und folglich vom Ich erreicht werden kann. 

Unser Ich ist ein synthetisches Gebilde aus gesammelten Erfahrungen, Erinnerungen und Gedanken, ist ein Wesen der Vergangenheit, dem es niemals möglich ist in der Gegenwart zu existieren.

Jeder kann in der Gegenwart leben. Aber dazu gehört Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, ohne in Gedanken zu vollziehen was ist. Beobachte, dann bist du in der Gegenwart. Aufmerksamkeit entsteht durch Beobachtung. Beobachte, anstatt andauernd irgendwelche nutzlosen Gedanken zu spinnen.

Beobachte deine Gedanken bevor sie entstehen, ungezwungen, ohne verkrampfen. D.h. beobachten und denken ohne Gedanken nachzuhängen und in die Vergangenheit abzuschweifen.

Gedanken beobachten, ohne Stellungnahme, ohne beurteilen, ohne werten, nur beobachten und es kehrt Ruhe ein in das Chaos der schwatzenden Gedanken. Wenn der Geist beruhigt ist, wird Stille ein wesentliches Element der Persönlichkeit.

Denken, Ich und Ego bewegen sich in der Vergangenheit. Auch Zukunft ist auf ihre Art Vergangenheit, denn sie ist ein Produkt des Denkens und baut sich aus Erfahrungen der Vergangenheit auf. Gegenwart ist nicht in der Zeit. Gegenwart, das Jetzt, der Augenblick, gehört zur Ewigkeit. Gegenwart hört nie auf. Zeit vergeht, die Stunden verschwinden, und nichts kann sie zurückholen.

Durch Beobachten der Gedanken kehrt Ruhe ein im Geist, er wird klarer, leistungsfähiger und vor allem empfänglicher für die leise Stimme der Inspiration.

Beobachten lernen

1 Aug 2019

Gesellschaften werden seit Jahrtausenden von einer kleinen Gruppe mächtiger diktiert – und das Volk hat das als gut zu akzeptieren, was den Mächtigen nützt!

Egal in welcher Staatsform haben wir nur die Wahl zwischen ganz wenig Ideologien – wenn  überhaupt, ist selbst in einer Demokratie im besten Fall maximal die Hälfte der Bürger vertreten.

Wirtschaftssysteme, Banken, Konzerne sind einfach da. Die lassen sich nicht wählen, aber die bestimmen die Geschicke und den Wohlstand einer Nation. Dort wird die Meinung gebildet. Wir sind in Gesetzte, Bestimmungen und Verordnungen derartig eingespannt, dass uns überhaupt nicht mehr bewusst wird wie wir gegängelt werden. Wir werden schon als Kinder zu angepassten Kindern der Gesellschaft. In Schule, Ausbildung Studium ein weiterer Schliff der Anpassung an das herrschende Prinzip. In der beruflichen Laufbahn hängt das Wohlergehen von der Hierarchie der Gesellschaft ab. Anstatt aus diesem andauernden Druck verzweifelt auszubrechen, ist der Fluchtweg: die Verdrängung des nicht Ertragbaren ins Unbewusste, alles was mit den Spielregeln der Gesellschaft nicht konform geht. Darum ist unser Geist unfähig die Wirklichkeit so wahrzunehmen, wie sie tatsächlich ist. Was wir für die Wirklichkeit halten, sind Bruchteile der Realität. Unsere Sinne werden täglich kontrolliert, die Wahrnehmung gefiltert. Wir sind nicht fähig mehr zu sehen, als das was wir gelernt haben als richtig zu akzeptieren. Auf diese Weise empfangen wir ein kräftig zensiertes Bild der Wirklichkeit.

Es gibt keine wirkliche Sicherheit, nicht in der Gesellschaft, nicht in den Autoritäten die wir anerkennen. Aus der Anpassung erwächst weitere elementare Unfreiheit. Wir müssen begreifen, dass es Dinge gibt, die keinen Preis haben – die können wir uns nicht erkaufen.

Wir dürfen keine Autoritäten anerkennen, niemand, der uns vorschreibt, wie wir zu sein oder zu werden haben. Um diese Freiheit zu erreichen, ist in erster Linie unsere Bereitschaft notwendig. Der Schritt zur inneren Freiheit beginnt damit, dass wir unserer Bindungen ansehen, sie solange beobachten, bis wir die in ihnen liegenden Gefahren erkannt haben. Unter unserer Aufmerksamkeit, die nicht von Gedanken gestört werden sollte, verlieren diese Bindungen ihren Einfluss auf uns.

Konzentration geht vom Gehirn aus und ist damit materiell, weil jede Art von Gedanken Materie ist. Aufmerksamkeit hat mit Gedanken nichts zu tun. Gedanken verfälschen die Aufmerksamkeit. Beobachten ist die zweite Voraussetzung dafür, dass Aufmerksamkeit in unser Leben einzieht. Beobachten ist kein intellektueller Vorgang, es ist etwas ganz einfaches. Wenn du etwas beobachtest, blicke es einfach nur an – ohne zu verkrampfen. Denke nicht »Baum«, wenn du einen Baum siehst, blicke ihn einfach an, sonst nichts!

Die sanfte Kunst des Beobachtens ist die Grundlage für die Aufmerksamkeit. Beobachten schließt den gesamten Sinnesbereich mit ein (Tasten, Hören, Schmecken, Riechen und Sehen). Motivlos beobachten, ohne denkende Analyse, dann stellt sich Aufmerksamkeit ein. Dieses Tun ist einfach. Was es kompliziert macht ist, dass wir die Fähigkeit verloren haben etwas nur anzusehen, ohne dass wir unsere Gedanken dazwischenschalten, analysieren und untersuchen. Einfach nur beobachten ohne einen Vorgang mit Gedanken zu begleiten und zu vergleichen.

Bauch, Kopf, Herz, Mitte, Ruhe

1 Jul 2019

Das spirituelle Herz, unsere Mitte, finden wir in der Meditation.

Meditation ist keine Flucht. Meditation heißt, den Mut zu haben, die Realität mit den Augen von Achtsamkeit und Konzentration zu betrachten. Unsere Welt braucht Weisheit und Einsicht.

»Citta–vrtti–nirodhah« – das »zur-Ruhe-kommen-lassen-der-Gedanken«, Gefühle fühlen, »Basis-Gemütszustände«, die in uns verankert sind und zur inneren Freiheit führen, wie z.B.: Liebe, Güte, Mitgefühl, Hingabe, Würdigung des Lebens, Intuition, Vertrauen, Dankbarkeit.

»Citta–vrtti–nirodhah«, eine herausfordernde Aufgabe für den Kopf.

Auf dem Yogaweg sollen unsere Gedanken zur Ruhe finden. Gemütszustände und Gefühlsschwankungen hindern uns in einen höheren Bewusstseinszustand zu kommen.

Lass deine emotionale Intelligenz von unten (Bauch) hoch fließen zur Körpermitte und deine intellektuelle Intelligenz vom Kopf nach unten zur Körpermitte. Die beiden Intelligenzen sollen sich in der Mitte treffen. Der Geist in ihnen ruhen, damit er weder emotional noch intellektuell gestört wird. Es geht nicht um das zwanghafte Ausschalten der Gedanken. Gedanken können durchaus in einem ruhigen, meditativen Zustand noch vorhanden sein, aber sie beherrschen nicht mehr die Ausrichtung. Wenn, dann sind sie leise da und stören einfach nicht mehr. Es gibt keinen Kampf mehr, sie werden unbedeutend. Es geht um ein Hinübergleiten in das Sein, der sich im Atmen öffnenden Weite. So, dass Ruhe und Stille sich ausbreiten.