Yogablog

Wir verstehen uns aufs Wort

1 Apr 2019

Nirwana ist das Ende vom Leben und Sterben. Ist jenseits von Zeit und Raum.

Das Ziel lautet: Leben als Buddha.

Aber wer glaubt ein Buddha zu sein unterliegt einer Täuschung. Das Urteil steht einem selbst nicht zu, das muss er anderen überlassen. Nur wer sich selbst vergisst kann Buddha sein. Lebt er in dem Bewusstsein gut zu sein ist er es nicht.
Das ist der Unterschied zwischen einem wirklich guten Menschen mit echter Güte und einem der nur Gutes tut, um es an die große Glocke zu hängen.

Ausweg aus dem Leiden ist Leben–und–Sterben wie ein Buddha annehmen. Gelassenheit in jedem und damit auch genau in diesem Moment.
So wie du denkst du hast es, ist es wieder weg.

Körper und Geist loslassen. Keine Kraftanstrengung führt zu diesem Ziel. Erst wenn man loslässt, übernimmt Buddha – oder das Leben selbst – die Führung.

Keiner hat sein Leben wirklich verdient und unseren Körper sollten wir als Geschenk des Himmels ansehen. Jeder der klagt, keine Zeit zu haben, vergisst, dass ihm jeden Tag aufs Neue 24 Stunden geschenkt werden. Keine Minute des Tages vergeht, in der wir keine Zeit hätten. Man kann sich Zeit überhaupt nur nehmen, weil sie einem gegeben ist. Zeit lässt sich nicht manipulieren. Die Zeit wartet auf niemanden. Die Blüten, die der Wind verweht hat, kehren nicht mehr an den Zweig zurück.

Wir haben die Tendenz, in Begriffen von Handeln zu denken und nicht in Begriffen von Sein. Wir glauben, wenn wir nichts tun, vergeuden wir unsere Zeit. Das ist nicht wahr. Unsere Zeit ist zunächst für uns da, um zu sein. Um was zu sein? Um lebendig zu sein. Um Frieden zu sein, um Freude zu sein, um zu lieben. Und das ist es, was die Welt am dringendsten braucht. Die Qualität des Seins bestimmt die Qualität des Tuns.

Geben

1 Mär 2019

Geben bedeutet vor allem, von sich selbst und damit auch von der Erwartung auf eine mögliche Belohnung abzusehen. Geben ist genau wie das Leben – es »bringt« nichts. Deshalb ist es so wichtig.

Wir müssen darauf achten, dass wir uns nicht selbst für unsre Großzügigkeit und unseren guten Willen auf die Schulter klopfen. Pass gut auf nicht auf ein Podest gestellt zu werden oder dich selbst, mit Stolz geschwellter Brust, drauf zu stellen.
Wenn im Akt des Gebens und Empfangens, der Gebende einfach loslässt und der Empfangende einfach annimmt, dann sind beide, im Geben und Annehmen, miteinander verbunden und bleiben trotzdem ganz sie selbst. Keiner erwirbt sich Macht über den Anderen, keiner steht in des anderen Schuld.
Wichtig beim Geben, ist der Geist mit dem das Geben geschieht. So wird aus dem Geben ein Akt, der das Herz verwandeln kann. Um den Prozess in Gang zu setzen, muss der Anfang stets mit einer Gabe gemacht werden.

Worte der Liebe haben die Kraft den Himmel umzuwenden. Das ist mehr, als ein Kompliment auszusprechen. Wir alle müssen lernen, Worte der Liebe zu sprechen, aber auch sie zu erkennen, wenn wir sie hören. Nehmen wir sie bewusst wahr, spüren wir die große Kraft, die von ihnen ausgeht.
Das Geben, die Worte der Liebe, die selbstlose Hilfe und die Harmonie, sind die vier Weisen eines Bodhisattva, für andere da zu sein, können nicht voneinander getrennt werden.

Menschen mit Liebe zu begegnen macht uns Dogen leicht: »Begegne einfach allen Dingen mit einem sanften Ausdruck im Gesicht.« Eine Sanftheit in der sich die Haltung der Liebe zeigt: »Ich bin für dich da.«

Achtsames Atmen

1 Feb 2019

Die meisten von uns verbringen sehr viel Zeit mit Denken. Dieses Denken ist möglicherweise wenig hilfreich. Viele unserer Gedanken beschäftigen sich mit dem, was bereits hinter uns liegt, oder mit dem, was noch nicht geschehen ist (und vielleicht nie geschehen wird). Unsere Gedanken wandern in die Vergangenheit oder in die Zukunft, wir sind mit unseren Ängsten und Sorgen, mit unseren Projekten oder mit unserem Kummer beschäftigt.
Denken kann sehr produktiv sein, wenn wir Konzentration und Einsicht einzusetzen vermögen. Doch wenn Tag und Nacht ein Endlos–Tonband in unserem Geist abläuft, bleiben wir in unseren Gedanken gefangen.
Achtsames Atmen unterbricht den Strom unserer Gedanken – und wir kehren zu uns selbst zurück.

Meditation ist die einzige menschliche Aktivität, bei der man nicht versucht irgendwo anders hinzugelangen, sondern einfach zu lässt, dass man dort ist wo man ist, und so zu sein wie man ist – und desgleichen, der Welt zu erlauben, so zu sein, wie sie in diesem Augenblick ist.
Gedanken und Gefühle registrieren und weiter ziehen lassen, ohne sich mit ihnen zu beschäftigen.
Wenn wir also in der Meditationspraxis irgendwohin gelangen wollen, sollten wir aufhören, irgendwohin gelangen zu wollen.
Es klingt nach einem Paradox. Die einzige Möglichkeit, etwas von Wert zu tun, besteht in der Bemühung des Nicht–Tuns und darin, sich nicht darum zu kümmern, ob, was man tut, von Nutzen ist oder nicht.

Räum alles weg, was du nicht brauchst, richte dich auf und sitze. Folge mit deiner Aufmerksamkeit deinem Atem. Durch die Anbindung an deinen Atem bringst du deinen Geist immer wieder zurück in die Gegenwart – zu dem was du gerade tust.
Atme ein und nimm die Anspannungen in deinem Gesicht, deinen Schultern, deine Bauch wahr. – Atme aus und lass die Anspannungen los.

Achtsame Konzentration auf die Atmung – den Fluss des Denkens weiter ziehen lassen, spüren, dass jeder Atemzug einzigartig ist, genauso wie jeder Augenblick des Lebens. Wir existieren nur in diesem einen Moment, in diesem gegenwärtigen Augenblick, in diesem einen Atemzug wieder, wieder und immer wieder.

Reden ist Silber ...

1 Jan 2019

Aus der Zeit schneiden wir uns »Tage« und »Nächte«, »Sommer« und »Winter« heraus. Wir sagen, was jedes Teil des wahrnehmbaren lückenlos Zusammenhängenden ist, und jedes abstrakte Was ist ein Begriff. Das intellektuelle Leben des Menschen besteht fast ganz darin, dass er ein begriffliches System einsetzt anstelle des wahrnehmenden Systems, aus dem seine Erfahrung ursprünglich stammt. Wir wissen, es ist der erste Schritt zur intellektuellen Bewältigung der Umwelt, in der wir leben, dass wir Allgemeinheiten, Regeln, Gesetzte herausfinden, die Ordnung in das Chaos bringen. Durch diese Arbeit vereinfachen wir die Welt der Phänomene, können aber nicht umhin, sie auch zu verfälschen. Freud macht deutlich, dass die Regeln und Gesetze, mit denen wir die Welt zuerst zu verstehen suchen, später zu einer verfälschten Betrachtungsweise führen. Trotzdem sind wir geneigt, uns gedankenlos an diese Regeln und die aus ihnen abgeleiteten Kategorien zu klammern.

Es gibt mehr auf dieser Welt als nur das Materielle, das Laute, krank machende und konsumieren. Es liegt mir nicht daran jemanden zu missionieren. Was ich will ist einfach einen Weg zeigen, auf dem es auch etwa anderes gibt. Zur Ruhe kommen, schweigen, auch mal für sich sein, zuhören, lauschen, beobachten, offen sein für neue Wege – und wer Lust hat den lade ich ein mit zu machen und zu schauen, was es da sonst noch gibt.

Worte sollten Wirklichkeit abbilden.
Es ist keiner verpflichtet sich selber zu schaden.
Worte haben die Tendenz die Wirklichkeit zu verschleiern.

Meister Dogen hat vor ca. 800 Jahren, alles wieder zurück auf einen einfachen Nenner gebracht: Achtsamkeit ist das beste Mittel gegen: Gier, Hass und Verblendung, die drei großen Ablenkungen.
Schweigen, Sitzen und Achtsamkeit helfen davon weg zu kommen, weg kommen von Bewertungen. Sitzen (selbst) ist die Erleuchtung. Und wenn du dabei irgendwohin kommen willst, vergiss, dass du irgendwo hinkommen willst.