Yogablog

Freiheit, Wachsamkeit und Toleranz

1 Jan 2016

»Wie vielleicht sehr viele von uns in komfortablen, stabilen Demokratien habe ich vergessen, dass der Preis der Freiheit ständige Wachsamkeit ist, und ich habe träges Schweigen und Feigheit für wahrhaft liebevolle Toleranz gehalten.«

Alison Louise Kennedy, ausgezeichnet mit dem Heine-Preis, 2016

Lerne loszulassen es ist der Schlüssel zum Glück. – Buddha

1 Dez 2016

Wenn du dich entscheidest, eine Situation so zu akzeptieren, wie sie ist, dann ist das keine Kapitulation oder Niederlage, dann ist das kein Eingeständnis einer Schwäche – auch wenn es für dich den Anschein haben mag. Im Gegenteil! Eine solche Entscheidung zeugt von Stärke. Sie kommt durch Einsicht und nicht aus Angst zustande.

Unter den Sehr-Alten gibt es solche, die in beständiger Opposition zu ihrem Schicksal stehen... Es gibt aber auch andere; solche, die zu kennen ein Segen ist. In ihnen ist ein langes Leben still geworden. Leiden ist gelitten worden – aber alles ist noch da, in Antlitz und Hand und Haltung, und redet in der alten Stimme. Das haben sie aber selbst verwirklicht: durch die stets neue Annahme dessen, was nicht geändert werden kann; durch die Güte, die weiß, dass die anderen auch da sind und ihnen das Ihre leichter zu machen sucht; durch die Einsicht, dass Verzeihen mehr ist als Rechthaben, Geduld stärker als Gewalt, und dass die Tiefen des Lebens im Stillen, nicht im Lauten liegen.

Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf der Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht den Glauben an langfristige Prozesse von viel längerer Dauer als ein einzelnes Leben dauert, die keiner Einsicht des Einzelnen ganz zugänglich sind und in ihrer Gänze nur von Völkern und Zeitaltern, nicht von Personen erlebbar sind.

Es gibt Menschen, die geben und keinen Schmerz beim Geben kennen, weder Freude dabei suchen noch im Bewusstsein der Tugend schenken. Sie geben, wie drüben im Tal die Myrte ihren Duft in das All haucht. Durch die Hände solcher Menschen redet Gott, und aus ihren Augen strahlt sein Lächeln auf Erden.

yogas citta–vrtti–nirodhah

1 Nov 2016

Yoga ist das allmähliche Zur–Ruhe–kommen–lassen der seelisch-geistigen Vorgänge – oder das Anhalten der inneren Bewegungen. In allen anderen Zuständen identifiziert sich der Wahrnehmende mit seinen Gedanken.

In den Yoga-Sutren – den klassischen Lehrsprüche des Patanjali, der Grundlage aller Yoga-Systeme – geht es nicht darum die Worte zu verstehen, sondern das, worauf die Worte hinweisen.

Jedes Individuum hat ein individuelles, sich ständig veränderndes Gleichgewicht. Regulationskräfte können z.B. durch Stress, Ärger oder falsche Ernährung erschöpft werden – oder auch durch den Verlust der Fähigkeit, in unseren oft allzu lauten Welt auf sich selbst zu hören, Stille zu ertragen, die leise Kraft in uns selbst zu erkennen.

Es geht darum die eigene, wahre Identität zu entdecken, dies kann nur durch Loslösung und Befreiung geschehen. Es geht im Yoga einzig darum einen Schlüssel zu liefern für das Verständnis des Bewusstseins. Damit Dinge wahrgenommen werden wie sie sind, innerlich und äußerlich. Yoga lenkt die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, unseren selbstgeschaffenen Hindernissen aus dem Weg zu räumen. Er (Yoga) zeigt uns einen Weg, uns in einem Bewusstseinszustand zu verwurzeln, in dem allein die Wirklichkeit ihre Herrlichkeit offenbart.

Versuche nicht es mit dem Denken zu erfassen. Versuche nicht es zu verstehen. Du kannst es nur erfahren, wenn der Verstand still ist. Du wirst es nie mit dem Intellekt begreifen können. Du kannst es nicht erzwingen. Du kannst dich gut darauf vorbereiten und musst es dann geschehen lassen.

Die Gedanken zur Ruhe kommen lassen –, wenn das so einfach wäre, wären wir jetzt hier fertig. Aber so einfach ist das für die Meisten von uns nicht. Um den Bewusstseinsschwankungen entgegen zu wirken hilft abhyasa (im Sinne von: ausdauerndes Üben, Disziplin, Praxis) und vairagya (im Sinne von: Loslassen, Gelassenheit, Nicht-Anhaften, Freiheit von Begierden).

Achtsamkeit und Dankbarkeit, gegenüber anderen und mir selbst

4 Okt 2016

Im normalen Leben wird es einem nicht bewusst, dass der Mensch unendlich mehr empfängt, als er gibt, und dass Dankbarkeit das Leben erst reich macht. Man überschätzt leicht das eigene Wirken und Tun in seiner Wichtigkeit gegenüber dem, was man durch andere ist.

Anerkennung ist ein Spiegel dessen, wie andere dich sehen, und kein Gradmesser deines Wertes. Du fühlst dich wichtig und wertvoll, wenn andere dich loben? Du fühlst dich klein und unwichtig, wenn andere dich kritisieren und ablehnen? Dann erinnere dich daran, dass die Meinung anderer Ausdruck ihrer Einstellungen, Erwartungen und Stimmung ist. Sie finden dich gut, wenn du so bist, wie sie dich wünschen. Weder Lob noch Kritik anderer Menschen ändern etwas an deinem Wert.

Es ist schön von anderen gemocht zu werden, aber nicht lebensnotwendig. Wenn andere mich ablehnen oder kritisieren, ist das bedauerlich, aber nicht lebensbedrohlich. Die Ablehnung anderer sagt nichts über meine Person aus – sondern lediglich darüber, dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt ihren Vorstellungen nicht entspreche. Nur auf mich selbst kann ich mich hundertprozentig verlassen. Deshalb nehme ich mich selbst mit meinen Stärken und Schwächen an und kümmere mich um mich. Wenn ich kritisiert werde, werde ich prüfen, ob ein Verbesserungsvorschlag für mich dabei ist, den ich übernehmen möchte.

Die Wirklichkeit ist eine subjektive Erfahrung. Es gibt niemals dieselbe Wirklichkeit für alle. Jedermanns Vorstellung ist anders. Zwei Menschen, die – »objektiv« gesehen – dasselbe wahrnehmen, erleben – subjektiv gesehen – etwas ganz Verschiedenes. Jeder erlebt die Umwelt anders bis zu einem Grad, dass man an dem Vorhandensein der objektiven Umwelt und dem Sinn des Wortes »objektiv« überhaupt zweifeln kann. Jeder Mensch gestaltet sich die Umwelt zu einem ganz persönlichen Erlebnis, zu seiner ganz besonderen Erfahrung.

Falsche Wahrnehmungen und Emotionen spielen bei unserer Bewertung von Situationen eine große Rolle.

hier sein, im hier und jetzt – in diesem einen gegenwärtigen Augenblick, wieder, wieder und immer wieder.

1 Sep 2016

Ein in Meditation erfahrener Mann wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so gesammelt sein könnte. Er sagte:
»Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich,
wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich spreche, dann spreche ich ...«
Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: »Das tun wir auch, aber –
was machst Du noch darüber hinaus?« – Er sagte wiederum:
»Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich,
wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich spreche, dann spreche ich ...«
Wieder sagten die Leute: »Das tun wir doch auch.«
Er aber sagte zu Ihnen: »Nein –
wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,
wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.«