Innere Freiheit durch Selbstwahrnehmung und wache Aufmerksamkeit

9 Apr 2020

Ein Schlüssel zur inneren Freiheit über den Impuls bei Ereignissen, die starke Emotionen in mir auslösen, sofort zu handeln, ist mich selbst zu beherrschen. Das bedeutet: der Herrscher über mich und damit auch über meine Gefühle zu sein und zu bleiben – und Wut herunterschlucken.

Sehr selbstbeherrschte Menschen verlieren oft die Sensibilität für sich und andere, verlieren Empathie, werden innerlich abgeschlossen und hart. Oder lassen ihre Wut erst später gegenüber Unbeteiligten aus.

Gefühle drängen uns dazu, etwas zu tun, da wir einem inneren Impuls nachgeben. Die Emotion ist der aktive Impuls des Gefühls, die uns zum Handeln bringt. So hat z.B. Ärger und derjenige, der den Ärger in uns auslöst, Macht über uns, indem unsere Gedanken, unser Handeln und unser Gefühlsleben beeinflusst werden und derjenige somit Einfluss auf unser Innenleben nimmt. 

Ein wichtiger Schritt zur inneren Freiheit ist für mich, mit meinem Innenleben vertrauter zu werden und durch meine Wahrnehmung zu meinem Innenleben einen Abstand zu schaffen. Selbstwahrnehmung, als Alternative zur Selbstbeherrschung, bedeutet: anstelle direkt zu handeln, den Handlungsimpuls erst einmal nur wahrzunehmen und nichts zu tun. Agieren und nicht nur reagieren! Das bedeutet Emotionen wahrzunehmen, auch wenn diese drängend und schmerzlich sind, diese auszuhalten und dadurch zu akzeptieren. Ohne analysieren, kommentieren, bewerten. Es ist gleichsam wie das Verhalten eines beobachtenden Zeugen. Es geht darum nichts verändern zu wollen und sich selbst auszuhalten, ohne sich zu einer schnellen Reaktion hinreißen zu lassen. Es geht darum, frei zu sein in der Entscheidung, wie und wann ich handle – und agiere – und nicht einfach nur reagiere, auf das Agieren eines/r Anderen hin. Sobald ich in blinder Wut reagiere, erlaube ich dem Gegenüber Macht über mich, mein Handeln und meine Gefühle auszuüben. Wichtig ist, dass ich in meiner Entscheidung zu Handeln innerlich frei bin. Innerlich freier zu werden ist ein anspruchsvoller, manchmal auch schmerzhafter Prozess. Aber der Zugewinn an innerer Freiheit wächst in dem Maße, indem ich lerne Spannungen auszuhalten. Daraus erwächst die Freiheit, das zu tun, was ich als richtig erkannt habe.

Wir müssen erkennen, dass Kräfte, wie Angst, Sorgen, Spannungen usw. Herausforderungen sind, die zum Leben gehören, an denen wir wachsen und die uns helfen innere Stabilität zu entwickeln. Entziehen wir uns diesem Spannungsfeld, verpassen wir den Zugang zu unserer inneren Entfaltung. Wenn wir davon ausgehen, dass alles, was innen ist unweigerlich außen im Körper zum Ausdruck kommt, verkrampfen diese Spannungszustände die körperliche Haltung.