Herz über Kopf

1 Nov 2020

Stell dir vor, dass es vor langer Zeit einen Tag gab – irgendwo, vielleicht in einer Höhle – und ein Mensch kommt vielleicht mit ein paar Beeren oder einem kleinen toten Tier hinein und setzt sich um es zu essen. – Dann sieht er jedoch, dass schon ein anderer Mensch in der Höhle ist, und es gibt einen Moment der Spannung, indem sich beide anschauen, um zu erkennen, wer größer und stärker ist, wer dem anderen die Nahrung wegnehmen wird. – Und dem mit dem Essen kommt ein seltsamer Gedanke in den Sinn. Er nimmt seine Beeren oder was auch immer und bietet davon einige oder auch alle dem anderen an – ohne Streit oder Prügelei, einfach nur, weil er spürt, wie hungrig der andere ist . – Am nächsten Tag geht der Mensch wieder hinaus und sucht nach Nahrung, und er nimmt wahr, dass das Auffinden von Nahrung heute wesentlich leichter ist. Da streift ein unsagbar heiliger Gedanke seinen Geist, und er sagt sich: »Vielleicht finde ich heute leichter Nahrung, weil ich meine Nahrung gestern geteilt habe.« – Und stell dir jetzt vor, so was passiert dir heutzutage z.B. im Straßenverkehr – und du bremst für andere oder nimmst mehr Rücksicht – ohne immer gleich halb durchzudrehen!? ... oder oder oder ...

Du siehst Menschen, die sich aus einer Unterhaltung ausklinken, um eine ankommende SMS zu lesen, und fängst an, das für normal zu halten. Also tust du es mit anderen Menschen auch. – Jedes Mal, wenn du dich so verhältst, erschaffst du einen Samen, der dafür sorgt, dass Menschen einander ignorieren. Bald schon ignoriert jeder jeden und erschafft dabei Samen, die dafür sorgen, dass das allgemein akzeptierte Ignorieren noch sehr, sehr lange anhält. Ja, es entsteht eine ganze Kultur der Ignoranz.