Yogablog

Raum und Zeit

10 Mai 2022

Newtons Bewegungsgesetze machten der Vorstellung von einer absoluten Position im Raum ein Ende. Die Relativitätstheorie räumt mit der Idee der absoluten Zeit auf. Raum und Zeit sind dynamische Größen. Wenn ein Körper sich bewegt oder eine Kraft wirkt, so wird dadurch die Krümmung von Raum und Zeit beeinflusst – und umgekehrt beeinflusst die Struktur der Raumzeit die Bewegung von Körpern und die Wirkungsweise von Kräften. Raum und Zeit wirken nicht nur auf alles ein, was im Universum geschieht, sondern werden auch davon beeinflusst.

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Vergangenheit reicht in die Gegenwart und in die Zukunft, durch die Eindrücke der Erinnerungen, die die Psyche ausmachen, und dadurch unsere Gedanken, Handlungen, das was wir wahrnehmen und sehen beeinflussen. Gedanken zerstreuen, stören oder verkehren das »was ist«.

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Die zeitliche Abfolge von Augenblicken oder die Aufeinanderfolge und der Zusammenhang von Ursache und Wirkung (Kausalität) stellt fest, dass die Kauslität zeitlicher Natur ist. Die Zeit ist eine sich ewig fortsetzende Aufeinanderfolge von Momenten. Sie ist so subtil, dass man sie nicht beobachten kann. Sie wird nie zu dem »Gesehenen«, zum Gegenstand. Aber eine angesammelte Wirkung, die von diesen zeitlichen Folgen verursacht ist, wird als Gegenstand sichtbar und daher erkennbar. Von dieser Erkenntnis schließt man, dass dieser Gegenstand das Ergebnis der Aufeinanderfolge vieler vergangener Momente ist, die nie wiederkehren. Die Wirkung ist daher ein Ergebnis einer Reihe unsichtbarer Momente, die wir »Zeit« nennen. Wenn die Wirkung in Form eines Objektes gegenwärtig ist, ist die Reihe der unsichtbaren Momente der Zeit, die sie hervorgebracht hat, nicht mehr vorhanden. Daher ist die Wirkung das Gegenstück zu dem Augenblick oder der Zeit. Diese Zeit ist eindimensional. Alle dreidimensionalen Objekte werden von der Zeit hervorgebracht, die in Wirklichkeit aus einer Reihe getrennter Momente besteht. Die messbare Zeit und der messbare Raum sind die Illusion eines Geistes, der in vergangenen Eindrücken befangen ist, die von der Erinnerung lebendig erhalten werden. Diese Maße der Zeit und des Raumes können nie eine Lösung für das Rätsel des Universums bieten, nicht einmal auf der bloß physikalischen Ebene. Die Zeit ist selbst ein Rätsel; da sie ganz innerlich, unsichtbar und unerkennbar ist, bietet sie sich nicht für das Gemessenwerden an. Ein Geist ist unfähig, das Unermessliche zu erfassen: die Zeit als die sich schnell bewegende und subtile Folge nicht beobachtbarer Momente.

Digitales TEISHO

6 Jan 2022

In TEISHOS befasst sich der Lehrer mit den Inhalten des Zen.

                                                          Stuttgart, am Dreikönigstag

Liebe Aktive des Zen,

weil ich in diesen Anfangstagen 2022 an euch denke und nicht möchte, dass wir „sehenden Auges an der Wirklichkeit sterben“ (Andreas Knapp), sondern gerade in schwierigen Zeiten wachsen und leben, ein paar Sätze zum Neuen Jahr.

Geht der Blick auf den Geist der Zeit, gibt es nicht viel Grund zur Freude. Freudlos die letzten Reste unseres Optimismus zusammenzukratzen, im Übrigen auf hohem Niveau zu klagen, das aber kann kaum unser Schicksal sein.

Woher soll die aufbauende, intellektuell und spirituell vertiefende Erkenntnis kommen?

Durch Sitzen. Durch das Sitzen in der Stille erfahren wir, was sich vor dem inneren Auge meldet. Und wenn wir das Geschaute voll und ganz annehmen, löst es sich wunderbarerweise auf.

Inmitten all dessen, was uns umtreibt, ganz zu uns zu kommen, ganz bei uns selbst zu sein und zu bleiben, was die Herausforderung des Lebens überhaupt ist, wie wir spätestens seit dem delphischen Gnothi seauton (Erkenne das Wahrhafte des Menschen) wissen, das ist angesichts der Lage, in der wir uns heute befinden, das Besondere der Herausforderung.

Wie schaffen wir das?

Was ist eure Antwort? – Ihr ahnt oder wisst, was meine Antwort ist(?): Durch Sitzen in der Stille! Ich wiederhole den wichtigen Vorgang nochmals mit etwas anderen Worten: Wo ich ganz Gegenwart werde, weichen die Probleme zurück, die zunächst noch vermehrt auftreten mögen. Sie treten dann aber zurück und bei Annahme  verschwinden sie tatsächlich. Im Annehmen liegt eine heilsame Zauberkraft. Das Annehmen führt zu dem, was wir dann spirituell mit Aufhebung treffend bezeichnen.

Im negativsten Fall, in dem wir unsere Zerrissenheit spüren, meine Bitte: Bleibt auf eurem Posten!

Auf dem Posten zu bleiben, darin sehe ich die menschliche Aufgabe in unserer besonders herausfordernden Zeit.

Ich wünsche euch, dass ihr euch weiter eifrig (oder wenigstens ein wenig) darum bemüht, zu euch zu kommen, auf dem Posten zu bleiben. Ihr werdet spüren, dass Friede aus eurem Innersten heraufwächst, ja tatsächlich, dass es diesen gibt (!), er da ist (!). Ihr werdet heil werden, werdet euch aufgehoben fühlen, werdet Zufriedenheit erlangen.

Im Wissen darum, dass wir Aufgehobene sind, grüße ich euch von Herzen, euer kh 

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Das neue Jahr hören

24 Dez 2021

Es wird erzählt, dass Rumi einmal gefragt wurde, was Musik für ihn sei.

Rumi antwortete: »Musik ist das Knarren der Tore des Paradieses.«

Da rief einer: »Das Knarren von Toren schmerzt in meinen Ohren und gefällt mir gar nicht.«

Rumi sprach darauf: »Du hörst die Tore, die sich schließen – ich höre die Tore, die sich öffnen.«

Frohe und friedliche Feiertage und ein paradiesisches und gesundes neues Jahr  

wünscht mit herzlichen Grüßen der Storyguide

Christian Kayed

und

Klaus Graf

Stuttgarter Schulderklärung

18 Okt 2021

Auszug aus dem Wortlaut der Stuttgarter Schulderklärung.

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschlad begrüßt bei seiner Sitzung am 18./19. Oktober 1945 in Stuttgart Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen.

»Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.

Wir hoffen, dass dem Geist der Gewalt und der Vergeltung, der heute von neuem mächtig werden will, in aller Welt gesteuert, der Geist des Friedens und der Liebe zur Herrschaft komme, in dem allein die gequälte Menschheit Genesung finden kann.

So bitten wir in einer Stunde, in der die ganze Welt einen neuen Anfang braucht: Veni creator Spiritus! Komm, Schöpfer Geist!«